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Interview Pastorale Räume: Zwischenbilanz und Ausblick

29. Dezember 2025

Vechta, Oldenburger Land, 29.12.: Zum Jahreswechsel 2026 nimmt die Kirchenentwicklung im Oldenburger Land weiter Form an. Die Pastoralen Räume lösen als Organisationseinheit die Dekanate ab. Mit dem Leitungsteam und dem Rat im Pastoralen Raum werden Gremien gegründet, die Zusammenarbeit koordinieren und Impulse setzen sollen. Ein Anlass, um mit Weihbischof Wilfried Theising, Dr. Markus Wonka als Leiter der Abteilung Seelsorge | Seelsorge-Personal, sowie mit Dr. Alexander Schmitt, dem Finanzdirektor im Bischöflich Münsterschen Offizialat (BMO), über ihre Bilanz und einen Blick nach vorn zu sprechen.

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Im Gespräch mit Social Media Managerin Sabrina Gelhaus: Weihbischof Wilfried Theising

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Dr. Alexander Schmitt, Finanzdirektor im Bischöflich Münsterschen Offizialat

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Dr. Markus Wonka leitet im Bischöflich Münsterschen Offizialat die Abteilung Seelsorge & Seelsorge-Personal

Herr Weihbischof Theising (WT), worum geht es bei den „Pastoralen Räumen“?

WT: Das Ganze ist nicht einfach eine Idee aus einer Behörde, das ist wichtig, wenn wir über diesen Begriff sprechen: Die Entwicklung der Pastoralen Räume entsteht aus einer gewissen Notwendigkeit heraus. Es geht um die Frage, wie wir in der heutigen Zeit die Pastoral, also die kirchliche Arbeit vor Ort, entwickeln wollen. Es geht vor allem darum, die Wirklichkeit in den Blick zu nehmen und auf dieser Basis Kirche zu gestalten. Die Kirche hier im Oldenburger Land wird sich verändern. Schon jetzt sind wir in starken Veränderungsprozessen und das geht Tag für Tag so weiter. Das werden wir in ein paar Jahren noch deutlicher sehen.

Herr Dr. Schmitt (AS), seit mehr als einem Jahr sind die Katholischen Kirchengemeindeverbände in der Verantwortung für die Kindertagesstätten. Wie ist die Stimmung?

AS: Grundsätzlich gut. Bereits nach einem Jahr haben wir gemerkt, dass sich schon viele Verbesserungen eingestellt haben, die wir und die Pfarreien uns mit den Kirchengemeindeverbänden erhofft haben. Dass es an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen ruckelt, ist bei einer Umstrukturierung dieser Größenordnung auch völlig normal.

Was hat sich schon positiv entwickelt? Können Sie Beispiele nennen?

AS: Die Pfarrer melden zurück, dass die Verwaltungstätigkeiten, insbesondere durch den Wegfall der Kindertagesstätten, zurückgegangen sind. Sie nehmen sehr positiv wahr, dass sie auch in ihrer Arbeit entlastet werden. Die Kommunen berichten uns, dass die Zusammenarbeit mit größeren Trägerstrukturen zum Thema Kindertagesstätten gut und sogar einfacher und professioneller funktioniert.

Was ist aktuell die größte Herausforderung in den Pastoralen Räumen im Offizialatsbezirk Oldenburg?

WT:  Besonders fordert uns diepersonelle Situation, das gilt für hauptamtliche Mitarbeitende, aber auch für ehrenamtlich Engagierte. Es steht immer wieder die Frage im Raum: Wer kann was übernehmen? Da sind wir im Moment aktiv unterwegs, um Menschen zu befähigen und zu schauen, wer welche Aufgabe wahrnehmen kann. Das wird für die nächsten Jahre eine Herausforderung sein: Wir müssen mehr Aufgaben auf weniger Leute verteilen. Dabei möchten wir gut im Blick haben, dass wir die Menschen nicht überfordern. Wenn das passiert, dann kann keine wirklich gute Pastoral geschehen.

 

 

Wie entwickelt sich das Thema Finanzen weiter?

AS: Wir haben derzeit sehr viel in die Kirchengemeinden investiert und in den letzten Jahren viele Projekte umsetzen können. Für die Zukunft, bei zurückgehenden Kirchensteuermitteln, wird es so sein, dass wir uns stärker mit dem Thema Immobilienmanagement auseinandersetzen und dann auch vor Ort überlegen müssen: An welchen Standorten brauchen wir welche Infrastruktur?

Brauchen wir so viele offene Kirchen?

WT: Ich finde es absolut wichtig, dass wir offene Kirchen haben, damit jeder Mensch jederzeit in eine Kirche gehen kann. Kirchen sind wichtige Orte. Menschen suchen hier Tag für Tag Zuflucht. Sie setzen sich mit Gott auseinander und begegnen ihm. Das geschieht manchmal sehr persönlich, sehr privat.

Herr Dr. Wonka (MW), was passiert im kommenden Jahr 2026 in den Pastoralen Räumen?

MW: In pastoraler Hinsicht sind wir im kommenden Jahr in einer entscheidenden Phase. Nach der Etablierung der Katholischen Kirchengemeindeverbände geht es jetzt um die pastorale Perspektive. Im ersten Halbjahr sollen die Leitungsteams in den Pastoralen Räumen etabliert werden, das geschieht in mehreren Schritten und wird voraussichtlich bis zur Sommerpause vollzogen sein. Schritt eins ist erfolgt, die Leiter der Pastoralen Räume sind ernannt. Es geht also darum, dass mit Blick auf die Seelsorge die neuen Strukturen, wenn man so sagen will, eigenständig werden und laufen lernen.

Ist der Leiter des Pastoralen Raums Chef aller Seelsorgerinnen und Seelsorger?

MW: Nein, wir bleiben auch weiterhin in der Struktur der Pfarrei-Logik. Die unmittelbare Dienstvorgesetztenschaft bleibt bei den Pfarrern vor Ort. Gleichwohl ist es so, dass wir schon jetzt Beauftragungen für den Pastoralen Raum haben. Auf dieser Ebene können dann Ideen realisiert werden, auf die sich die Pfarreien miteinander verständigen. Dafür wird das Leitungsteam des pastoralen Raumes zuständig sein.

Ein Beispiel: Bislang war es so, dass es für die Dekanatsjugendseelsorge eigene Beauftragungen gab, die vom Bischöflichen Offizial ausgegangen sind. Mit der Abschaffung der Dekanate wurden auch diese Aufgabenzuschreibungen aufgehoben. Künftig wird es die Frage der Pastoralen Räume sein, wie hier Jugendpastoral koordiniert wird. Wenn ein Pastoraler Raum sich dafür entscheidet, einen Hauptberuflichen damit zu betrauen, dann liegt die Zuständigkeit für diese Aufgabe beim Leitungsteam des Pastoralen Raumes.

Was ist die Aufgabe eines Leitungsteams?

MW: Die Leitungsteams greifen zunächst den Faden auf, den die Prozessgruppen gelegt haben. Sie eruieren, an welchen Stellen und in welchen Vollzügen die Pfarreien in einem Pastoralen Raum sich gemeinschaftlich auf den Weg machen möchten. Dann geht es um Koordination und Weiterentwicklung. Die primäre Aufgabe des Teams ist jetzt im kommenden Jahr noch recht überschaubar. Das wird in den nächsten Jahren aber deutlich anwachsen.

Wie entwickelt sich die Rolle der Gremien?

MW: Die Rolle der Pfarreiräte wird in den Pfarreien noch stärker werden. Die Grundidee ist so angelegt, dass der Pastorale Raum eine Unterstützung sein soll, dass auch unter anderen Bedingungen, wie z. B. weniger Personal, christliches Leben in der Fläche in den Gemeinden vor Ort aufrechterhalten wird.

Wenn wir nicht mehr in dem Umfang, wie wir es in den letzten Jahren und Jahrzehnten konnten, dieses Gemeindeleben durch hauptberufliche Kräfte aufrechterhalten können, dann wächst die Bedeutung der Pfarreiräte. Sie sind die Gruppe von Engagierten, die die Verantwortung für das kirchliche Leben vor Ort übernimmt.

AS: Für die Kirchenausschüsse vereinfacht sich die Arbeit zunächst, weil ein sehr arbeitsintensiver Bereich weggefallen ist: Kindertagesstätten und insbesondere die damit verbundene Personalarbeit werden künftig in den professionalisierten Strukturen mit den Ökonomen in den Kirchengemeindeverbänden gestaltet.

Das Ehrenamt in den Kirchenausschüssen kann sich auf die verbleibenden Themen konzentrieren, dazu gehören insbesondere die herausfordernden Immobilienfragen und allgemeine Verwaltungsthemen in den Kirchengemeinden.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Konzept „Pastorale Räume“?

AS: Schon jetzt ist Digitalisierung wichtig. Sie wird in Zukunft noch wichtiger werden. Digitalisierung bietet die Chance, effizienter vor Ort zu arbeiten und die Angebote leichter zugänglich zu machen, für die Menschen im Oldenburger Land. Wir arbeiten derzeit daran, Digitalisierung vor Ort voranzubringen. Damit möchten wir auch neue Formen der Kommunikation in den Kirchengemeinden und in pastoralen Räumen etablieren.

Wie ist der Erfolg des Projekts „Pastorale Räume“ messbar?

MW: Zum jetzigen Zeitpunkt ist er nur schwer messbar. Die Grundidee der pastoralen Räume war es, eine Struktur zu schaffen, die keinen pastoralen Zentralismus mit sich bringt. Auch in den Gemeinden, in den Orten, in der Fläche soll gemeindliches, christliches Leben aufrechterhalten werden können. Wenn ich also in zehn Jahren durch das Oldenburger Land fahre und weiß, in diesem Dorf und in diesem Dorf und in diesem Stadtviertel und in diesem Stadtviertel gibt es eine lebendige christliche Gemeinde, dann hat es sich gelohnt, die pastoralen Räume zu etablieren und diesen Weg zu gehen.

Zum Schluss bitte ich um ein konkretes Beispiel, eine schöne Geschichte: Was ist vor Ort durch die Entwicklung der „Pastoralen Räume“ möglich geworden?

MW: Die Prozessgruppen erzählen begeistert davon, wie bereichernd es war, den Horizont der eigenen Pfarrei zu verlassen, zu überschreiten und Kontakt aufzunehmen mit den Katholiken, mit den Christen, die in der Nachbarpfarrei leben. Dabei merkten sie, dass es keine Konkurrenzsituation ist, sondern dass da auch engagierte Katholiken leben, die mit einer anderen Perspektive ähnliche Dinge machen und dass das eine bereichernde Erfahrung ist. Vielleicht sind diese Erfahrungen schon ein erster Erfolg der Pastoralen Räume.

AS: Bei den Resonanzgesprächen, die wir mit den Kirchenverbänden hatten, berichtete eine Rechnungsführerin, dass sie die schöne Erfahrung gemacht hat, in dieser neuen Form nicht mehr allein zu sein. Früher waren die Rechnungsführer in den Kirchengemeinden oft Einzelkämpfer und Universalisten. Durch die Kirchengemeindeverbände entsteht nun ein Austausch und ein Netzwerk, wo man sich gegenseitig bereichern und auch voneinander lernen kann. Das fand ich eine berührende Geschichte, die zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.

WT: Ich habe jetzt erlebt, dass die Firmkatechese plötzlich auf Ebene des Pastoralen Raumes stattfinden kann, wo vorher die Gemeinden alle für sich gearbeitet haben. Jetzt haben sie erkannt: ‚Das ergibt doch Sinn, dass wir uns zusammentun, dass wir Kräfte bündeln.‘

Das Interview führten Sabrina Gelhaus und Johannes Hörnemann aus der Fachstelle Kommunikation im BMO. Kurzvideos dazu werden in den nächsten Tagen immer wieder bei Instagram veröffentlicht.